Monatsarchiv: Dezember 2009

13000 PS gegen den Stau-Wahnsinn: Alstom Prima II Lokomotive

Jean Marie Florian Alstom Prima II Lokomotive

Wildenrath


Jean-Marie Florian ist ganz stolz. Er ist Testfahrer für Alstom. Seit 15000 Kilometern fährt er die brandneue Alstom Prima II Lokomotive über den 6,3 Kilometer langen Rundkurs der Teststrecke in Wildenrath. Die 8600 PS-Lok zieht 800 Tonnen Güterwagen hinter sich her – ein Härtetest, der zeigen soll, ob die Motoren und die Bremsen zuverlässig funktionieren. Florian lächelt: „Alles perfekt, sogar bei 135 km/h.“

Seit Juli wird die Alstom Prima II Lokomotive in Wildenrath (bei Köln) auf Herz und Nieren getestet. Zehn Techniker analysieren jeden Meter, den diese High-Tech Lok auf dem Rundkurs absolviert. Zur Zeit versucht Ludovic Renard (Foto), Ingenieur für Traktion, die Software für die Alstom Prima II Lokomotive zu optimieren. Damit auch bei Seifenlauge auf den Schienen die Alstom Prima II Lokomotive zum Beispiel optimal bremst. Denn diese Lok soll ein Alleskönner werden: leichtere Güterwagen mit bis zu 140 km/h zu tranportieren, aber auch Passagiere mit 200 km/h zuverlässig ans Ziel zu bringen.
Alstom Prima II Lokomotive Ludovic Renard
Dafür ist die Alstom Prima II Lokomotive mit High-Tech vollgestopft: Ein Wartungssystem namens Train-Tracer analysiert Verschleiß, Stromverbrauch und Beschleunigung. Überträgt die Daten in Echtzeit über Internet, damit die Besitzer der High-Tech Lok sofort wissen, wo ihr Zug ist und worauf bei der nächsten Wartung zu achten ist. In einem weiteren Modul ist die Elektronik eingebaut, die es der Alstom Prima II Lokomotive erlaubt, innerhalb von 10 Sekunden beim Wechsel von einem Land ins andere sofort die Spannung zu wechseln, um weiterzufahren. Klar, dass dann auch gleich auf das Zugleitsystem von Holland oder Italien umgeschaltet wird.
Pierre Chanal, Prima II-Projektmanager von Alstom: „Zum selben Preis wie die Prima I bekommt der Kunde dann eine Lokomotive, die innerhalb kürzester Zeit auf seine Bedürfnisse abgestimmt und ausgeliefert werden kann.“
Ein kleiner, aber entscheidender Zeit- und Kosten-Vorteil, der dafür sorgen könnte, dass mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlegt werden können und so der Stau-Wahnsinn auf den Autobahnen ein bisschen weniger wird.

Die Alstom Prima II Lokomotive – Schritt in die Zukunft

Mit der Alstom Prima II Lokomotive will der französische Hersteller auf einem wachsenden Markt mitspielen. Bisher hat Alstom Transport noch keine Systemlokomotive im Angebot. Dahinter verbirgt sich eine Plattform-Lok, die durch das Austauschen von Elektronik blitzschnell auf die Bedürfnisse der Kunden umgestellt werden kann. Ziel von Alstom dabei ist es, innerhalb von 9 Monaten nach Bestellung die Alstom Prima II Lokomotive auszuliefern.
alstom prima II lokomotive systemWichtig, denn Mitbewerber Bombardier hat solch ein Modell schon länger auf dem Markt und bekam zum Beispiel in 2008 einen Auftrag im Volumen von 200 Millionen Euro. Mit der Alstom Prima II Lokomotive hofft Alstom, von dieser Entwicklung bald mit zu profitieren. Man strebt an, denselben Marktanteil wie Bombardier an diesem Geschäft zu bekommen.

Trotz Krise – Alstom Prima II Lokomotive kommt 2011 auf den Markt

Trotz der momentanen Wirtschaftskrise soll die Alstom Prima II Lokomotive ab 2011 für gute Geschäfte sorgen. Pascale Grasset, Vize-Präsident Business Development Freight Europe: „Zur Zeit ist der Güterverkehr auf der Schiene um 20 Prozent gesunken. Die meisten Lokomotiven und Wagen stehen im Depot“. Bis zum Jahr 2013 werde der weltweite Markt für Lokomotiven aber wieder anspringen und dann ein Volumen von 6,4 Milliarden Euro erreichen. Dann werden private Güterbahnverkehrsanbieter 30 Prozent des EU-Marktes erreicht haben mit einem Volumen von 400 Millionen Euro im Jahr, so Grasset.

Auch an die Lokführer gedacht – die Alstom Prima II Lokomotive

Um auf diesem Markt Erfolg zu haben, hat Alstom Transport auch an den Lokführer gedacht: Die Bedienung wurde anhand von Befragungen optimiert. Der Leitstand ist mit vier Monitoren ausgestattet, die Hebel sind so angeordnet, dass der Lokführer die 8600 PS starke Lokomotive ohne Mühe im Griff hat. Florian lächelt: „Das ist wirklich einfach“.
Alstom Prima II Lokomotive lokführerstandEinfach auf dem rechten Monitor das Land auswählen, in dem man gerade ist, bestätigen, den Hebel links für den Stromabnehmer betätigen, und schon kann es 10 Sekunden nach dem Grenzwechsel weitergehen. Sogar eine eigene Toilette für den Lokführer kann in die Alstom Prima II Lokomotive eingebaut werden. Natürlich ist dieser Kontrollstand für den Lokführer nach dem EUDDplus-Standard gebaut, damit ihn jeder Lokführer leicht bedienen kann.

Die Alstom Prima II Lokomotive – bis zu 13000 PS

Beim Marktstart im Jahr 2011 wird die Alstom Prima II Lokomotive in zwei Grundvarianten angeboten: Mit dem Bobo-Drehgestell kann sie bis zu 200 km/h schnell fahren und im Personenverkehr eingesetzt werden. Gleichzeitig kann die Alstom Prima II Lokomotive aber auch Güterwaggons bis zu 140 km/h schnell durch Europa transportieren. Die Coco-Lok hat noch mehr Power: 9600 kW oder 13000 PS können mit einer Anzugkraft von bis zu 550 Kilowatt auch schwere Güter mit 120 km/h in die Gänge bekommen und transportieren. Alstom Prima II Lokomotive abfahrt
Mit dem Konzept der individuellen Alstom Prima II Lokomotive will der französische Eisenbahn-Spezialist gerade private Zugbetreiber ansprechen. Denn der Trend bei diesem schnell wachsenden Speditionszweig geht dahin, statt eine Lok für 3,5 Mio. Euro zu kaufen, eine für 40000 Euro Leasing im Monat anzuschaffen, so Walter Breinl vom Finanzierer Rainpool.
Beste Voraussetzungen für dieses Geschäft sind flexibel aufgebaute Lokomotiven mit echtzeit-basierten Wartungssystemen, um klar kalkulierbare Gesamtkosten kalkulieren zu können. Diese Voraussetzungen erfüllt die Alstom Prima II Lokomotive.